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DAS LAGER ALS BÜHNE

 

von Valerie Loudon

Wie organisiert sich Gesellschaft, welche Strukturen entwickeln sich, wie wirken sich dauerhaft prekäre Lebensumstände auf Individuen aus?

Fragen, die die niederösterreichische Künstlerin Verena Andrea Prenner, geboren 1982, nach Abschluss ihres Soziologiestudiums nach Dheisheh führte.

Dheisheh, so heißt ein Flüchtlingslager südlich von Bethlehem im Westjordanland. Es wurde bereits 1949 als vorübergehende humanitäre Lösung zur Unterbringung vertriebener Palästinenser geschaffen. Anfänglich als eine improvisierte Zeltstadt für dreitausend Flüchtlinge angelegt, beherbergt das inzwischen befestigte Dheisheh heute, mehr als 70 Jahre später, an die 13.000 Menschen.

Aus einer langfristigen soziologischen Feldforschung inmitten des Geschehens entwickelte Prenner eine Idee oder „individuelle Reflektion“, wie es die Künstlerin selbst beschreibt. Die hier abgebildeten Auszüge aus dem Buch „Camping“ zeigen eine Serie analog fotografierter Portraits von Einwohnerinnen und Einwohnern Dheishehs. Prenners Protagonisten sind stets Freiwillige. Mithilfe von Kostümen und Masken, allesamt von der Künstlerin selbst produziert, verwandelt Prenner Bewohner und Bewohnerinnen des Camps in bunte fantasievolle Wesen. Die oft desolaten Hintergründe werden dadurch zu scheinbar künstlich arrangierten Bühnen.

Die Maske selbst ist ein in der Kunst vielfach eingesetztes und vielschichtiges Motiv. Prenner bedient sich diesem Stilmittel schon in ihren früheren Serien unter anderem bei „Heaven on Earth“, 2013 oder auch bei „Cozy Austria“, 2008. Bei Prenner dient die Maske als transformatives Vehikel: Nicht das Individuum an sich, sondern das Lebensumfeld eines Kollektivs rückt dabei in den Vordergrund. 

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